"Sehr schön": FDP-Chef Dürr fliegt Wetter-Kommentar um die Ohren

Christian Dürr lebt in Ganderkesee in Niedersachsen. Dort werden am Mittwoch Höchsttemperaturen um 37 Grad erwartet.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Meinungen, ob 35 Grad und mehr sehr schönes Wetter sind, gehen auseinander. Der FDP-Vorsitzende Christian Dürr freut sich über hohe Temperaturen und schießt gegen die Grünen. Damit zieht er jedoch nicht nur deren Zorn auf sich.
Der vor wenigen Wochen ins Amt gewählte FDP-Chef Christian Dürr hat am Dienstag mit einem Kommentar zum Wetter auf der Plattform X einen Shitstorm ausgelöst. "Liebe Grüne, es nervt! Hört bitte auf bei Hitze im Sommer (und bei Regen) eure gesamte Klimaerzählung zu posten. Wir haben gerade, wie man früher sagte, sehr schönes Wetter", schrieb der Bundesvorsitzende. Es gebe den Klimawandel und man müsse gegensteuern, "Populismus bringt uns aber nicht zum Ziel", so Dürr.
Innerhalb eines Tages wurde der Beitrag eine Million Mal angesehen, fast 2000 Nutzer kommentierten ihn. Viele davon störten sich an der Formulierung "sehr schönes Wetter". Sie verwiesen auf Hitzetote, den menschengemachten Klimawandel, Trockenheit und Brände oder auch auf Faktoren wie aufplatzenden Asphalt und Probleme bei der Deutschen Bahn.
Am Dienstag war es vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands mit Höchsttemperaturen über 35 Grad äußerst warm für den ersten Tag im Monat Juli. Vielerorts wird zudem über anhaltende Trockenheit geklagt.
"Die Sachen, die wir erleben, sind neu"Der Meteorologe Jörg Kachelmann antwortete auf den Dürr-Beitrag, es sei "billiger Populismus, wenn man behauptet, dass das früher 'sehr schönes Wetter' hieß - die Sachen, die wir erleben, sind neu." Bereits zwei Tage zuvor hatte Kachelmann Höchsttemperaturen von vor 45 Jahren geteilt, die in den meisten Teilen Deutschlands bei rund 13 bis 16 Grad lagen, und erklärte, dass solche Werte in der modernen Klimawelt praktisch nicht mehr möglich seien.
Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb, durch den Beitrag des FDP-Chefs sehe jeder, "weshalb die FDP im Bundestag nicht fehlt. Ältere Menschen sterben an der Hitze, und der Klimawandel wird sichtbarer. Für die FDP sind Physik und Medizin 'Erzählungen'."
Auch aus den Reihen der Grünen, die Dürr in seinem Beitrag angegangen war, meldeten sich zahlreiche Politiker zu Wort. "Realität und wissenschaftliche Erkenntnisse, einfach todes nervig", schrieb die Ex-Bundesvorsitzende Ricarda Lang und erhielt viel Zuspruch. Der FDP-Chef antwortete wiederum, dies sei Populismus - und löste damit die nächste Welle der Kritik aus. Zahlreiche Menschen äußerten ihr Unverständnis, wie man den Bezug auf wissenschaftliche Erkenntnisse als Populismus bezeichnen könne.
Hitzerekorde in SichtweiteAm Mittwoch wird in Deutschland noch heißeres Wetter erwartet, die Temperaturen könnten sich mancherorts der 40-Grad-Grenze nähern. "Die höchste, bisher gemessene Temperatur in Deutschland stammt aus dem Juli 2019 und rangiert bei 41,2 Grad", erklärte ntv-Wetterexperte Björn Alexander. "Aufgestellt wurde dieser Rekord im letzten Drittel des Juli 2019 in Tönisvorst sowie in Duisburg-Baerl (beide NRW). Der Rekord im ersten Julidrittel liegt derweil bei 40,3 Grad und wurde im Juli 2015 in Kitzingen (Bayern) gemessen."
Die Waldbrandgefahr bleibt nach dem trockensten Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen anhaltend hoch. Schon kleinste Funken können reichen, um verheerende Feuer auszulösen. In Süd-Brandenburg brannten am Dienstag bereits mehrere Hektar Wald.
"Am Donnerstag folgt von Westen her eine Kaltfront mit teilweise kräftigen Gewittern samt Unwetterpotenzial", sagte Björn Alexander mit Blick auf die Aussichten für die kommenden Tage. "Nach den Gewittern geht es mit 20 bis 27 Grad deutlich gemächlicher weiter."
Quelle: ntv.de, rog
n-tv.de